In Südostasien florieren Kasinos

Nebst Singapur hoffen die Philippinen, Kambodscha, Laos und Vietnam auf die konjunkturstimulierende Wirkung des Glücksspiels. Zielgruppe sind in erster Linie Touristen aus dem asiatischen Raum.

Marco Kauffmann, Singapur

Die philippinische Glücksspielaufsicht hegt ambitiöse Pläne. Man wolle zu den asiatischen Kasino-Metropolen Macau und Singapur aufschliessen, verkündete dieser Tage der neue Chef der Philippines Amusement and Gaming Corp. (Pagcor) vollmundig. Vorzeigeprojekt der Behörde, die selber zwölf Kasinos betreibt, ist die «Entertainment City» in der Hauptstadt Manila. Bis 2014 sollen dort 4 Mrd. $ verbaut werden. Als Investoren beteiligen sich der philippinische Immobilienmagnat Enrique Razon, der japanische Hersteller von Pachinko-Maschinen Aruze und die malaysische Genting Group, die auch in Europa Kasinos betreibt.

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Vegas in Ho-Chi-Minh-Stadt

Während sich die Bauarbeiten in den Philippinen wegen fehlender Rechtssicherheit verzögert haben, kommt ein Konsortium um den Hedge-Fund Harbinger Capital Partners in Vietnam offenbar planmässig voran. Der Spatenstich für das 2013 zu eröffnende «MGM Grand Ho Tram» unweit von Ho-Chi- Minh-Stadt ist erfolgt.

In Südostasien heisst das Zauberwort «integriertes Resort», also eine Symbiose aus Glücksspiel, Einkaufstourismus und Veranstaltungszentrum. Auf den Kasinozug aufgesprungen sind das ebenfalls kommunistisch regierte Laos und das Königreich Kambodscha. Alle setzen auf Touristen aus dem asiatischen Raum – besonders aus China und Thailand. In beiden Ländern ist das Glücksspiel verboten.

Mit der ganz grossen Kelle richtet seit diesem Jahr Singapur an. Im Juni eröffnete die amerikanische Gruppe Las Vegas Sands eine 580 000 Quadratmeter umfassende Kasinolandschaft, die – einem Raumschiff ähnlich – Singapurs Skyline überragt und deren Land- und Baukosten von 5,5 Mrd. $ sich in fünf Jahren einspielen sollen. Las Vegas Sands rechnet damit, in Singapur künftig mehr Umsatz zu erzielen als in der früheren portugiesischen Kolonie Macau. Seit Februar rollen jenseits des Singapurer Hafens die Kugeln auf den Spieltischen des Resorts World Sentosa, einer Glitzerwelt, in die Malaysias Genting-Gruppe rund 4,7 Mrd. $ gesteckt hat.

Ausländer vor

Singapurs Regierung schielt, wie die meisten anderen Länder, auf zusätzliche Einnahmen aus dem Glücksspiel, sei es indirekt über eine Ankurbelung des Tourismus oder direkt aus den Steuerzahlungen der Kasinobetreiber. Der Spieltrieb der Bevölkerung wird im Stadtstaat freilich mit einer ökonomischen Zutrittsschranke gezügelt: Eine stolze Eintrittsgebühr von 100 sing. $ (77 Fr.) zahlen Einheimische, Ausländer müssen zwar eine gründliche Passkontrolle über sich ergehen lassen, ihr Geld geben sie aber erst an den Spieltischen aus.

Die Rechnung scheint zumindest bis jetzt aufzugehen: Zwischen April und Juni 2010 erzielte die Betreiberin des ersten Grosskasinos im Stadtstaat, die malaysische Genting Group, einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 513,9 (i. V. 4) Mio. sing. $ und übertraf damit die Prognosewerte der Analytiker um mehr als das Doppelte. Dass die Zukunft der Branche in Asien liegt, illustrieren Zahlen der Consulting-Firma GBGC. In Macau stieg der Umsatz der Kasinobranche 2009 um rund 10%, in Nordamerika gingen die Einnahmen hingegen um 7% zurück, in Europa sind sie sogar um 12% zurückgegangen.

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