Gerangel um die Herrschaft über die Jetons

Die Pläne für den Betrieb eines Kasinos im Kanton Zürich konkretisieren sich

Wenn alles planmässig läuft, wird im Verlauf des Jahres 2012 im Kanton Zürich ein Kasino eröffnet. Die Bewerber für die zu vergebende A-Lizenz müssen bis Ende Jahr ihre Dossiers einreichen. Einige sind noch auf der Suche nach einem Partner.

Michael Baumann

Seit bekannt ist, dass der Bundesrat auch in den Kanton Zürich eine Spielkasino-Lizenz vergeben wird, sind die Interessenten am Rotieren. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um das umfangreiche Bewerbungsdossier zusammenzustellen: Bis Ende Jahr will der Bundesrat die Gesuche auf dem Tisch haben. Voraussichtlich Mitte 2011 wird dann entschieden, wer den Zuschlag bekommt, wer die Roulettekugeln kreisen lassen und die Jetons herausgeben darf. Als im Jahr 2001 die Kasino-Lizenzen in der Schweiz vergeben wurden, ging der Kanton Zürich überraschend leer aus, berücksichtigt wurden dafür aus föderalistischen Gründen Baden, Pfäffikon (SZ) und Schaffhausen.

Roulette im Giacometti-Saal?

Das Gerangel um die lukrative Zürich-Lizenz ist sehr gross, umso mehr, weil es um eine sogenannte A-Konzession geht, die mehr Grands-Jeux-Tische und höhere Einsätze sowie Gewinne zulässt als eine B-Konzession. Vom Bruttospielertrag der A-Kasinos fliesst viel Geld in die AHV, vom Ertrag der B-Häuser bleibt mehr beim Kanton hängen. Mehrere namhafte Bewerber haben sich positioniert und arbeiten fieberhaft an der Zusammenstellung der bis zu 50 Bundesordner starken Dossiers, die auch ein Sicherheits- und Sozialkonzept und Baupläne enthalten müssen.

Schon sehr konkret ist das Projekt von Casino Zürich, hinter dem das Casino Locarno, die Spielbank Berlin, Escor und die ACE Casino Holding stehen. Schon vor rund drei Jahren präsentierten sie das dem Kanton Zürich gehörende Gebäude der Alten Börse am Stadtzürcher Bleicherweg als Standort. Vorsorglich wurden damals das vierte und das fünfte Stockwerk langfristig gemietet – in der Annahme, Zürich bekomme eine B-Lizenz. Auf die neue Ausgangslage konnte aber reagiert werden: Der Giacometti-Saal, der drei Etagen hoch ist, konnte dazugemietet und unter Berücksichtigung der Denkmalpflege ins Projekt integriert werden, so dass nun eine Grundfläche von maximal 3500 m² zur Verfügung steht. Insgesamt soll es Platz für 380 Spielautomaten und 23 bis 35 Spieltische haben.

Bei Casino Zürich streicht man die eigene Kulturstiftung heraus, die man ins Leben rufen will, die Lage in unmittelbarer Nähe zum Paradeplatz und die Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr. Was Lage und Erschliessung angeht, gilt Gleiches aber auch für den Standort im EPA-Haus an der Sihlporte, das der Swiss Life gehört und wo die City Casino AG am Planen ist. Das Gebäude sei genug gross, sagt Mitinitiant Werner Buchter auf Anfrage, um auf bis zu 6000 m² Gäste empfangen zu können. Allein wird die City Casino AG aber das Projekt nicht stemmen können. Gesucht ist ein Betreiber, mit dem man zusammengehen will. In zwei bis drei Wochen soll dieser bekannt sein; an Interessenten mangle es nicht.

Grand Casino Baden im Spiel

Einer dieser Interessenten könnte möglicherweise das Grand Casino Baden sein, das seine Felle – trotz Rekordjahr 2009 – ob der Entwicklungen in Zürich davonschwimmen sieht. Der zu erwartende Besucherrückgang – die Rede ist von bis zu 40 Prozent – liesse sich natürlich am besten auffangen, wenn man selber in Zürich aktiv wäre. Verwaltungsratspräsident Peter Blöchlinger wird sich sicher am Wettlauf um die Lizenz beteiligen, wie er sagt. Es bleibe unglaublich wenig Zeit, um das Bewerbungsdossier zusammenzustellen. Laut Blöchlinger kann es durchaus sein, dass das Grand Casino Baden das Kasino in Zürich zusammen mit einem Partner betreiben wird. Zurzeit sei man am Evaluieren verschiedener Standorte, konkret wollte er noch nicht werden. Ferner erwägen Swiss Casinos, die unter anderen schon in Pfäffikon und Schaffhausen ein Kasino besitzen, in der Flughafenregion ein weiteres Standbein aufzubauen.

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